Frieden in Russell?

Hallo Freunde,

die großen Sommerferien sind vorbei und langsam sind die letzten Kiwi-Touristen abgefahren. Die Russellites haben wieder ihre verdiente Ruhe auf ihrer Halbinsel. So glaubten wir, bis vor ein paar Tagen an unserem Long Beach, als die Dünen neu bepflanzt werden sollten, ein paar alte Knochen gefunden wurden. Sofort mussten alle Hundebesitzer ihre Vierbeiner nur noch an der Leine führen, wenn sie am Strand spazieren gingen. Eine archäologische Sensation scheint sich anzubahnen in diesem kulturschwachen Land.  Antike Knochen in Russell!!!! Man vermutet, vorchristliche Gebeine gefunden zu haben. Eine Maori-Gedächtnisstätte? Ich frage mich, wer begräbt seine Lieben direkt am Strand? Hatten die  Hinterbliebenen keinen Spaten zur Hand? Oder waren das die Überreste eines Schiffbrüchigen, der dort angespült wurde? Hoffentlich war es kein englischer Matrose von Captain Cooks Endeavour, denn die Knochen eines üblen Kolonialisten würden unser schönes Maori-Museum verschandeln. Wie ich den Laden hier kenne, werden Kratzspuren an dem Gebein als frühe Kratz-Tattoos bewertet, eine völlig unbekannte religiöse Ehrung indigener Bewohner. Oder sind es vielleicht  Messer-Wetz-Spuren eines Picknicks, wo der Nachbarstamm einverleibt wurde? Ausgeschlossen! So etwas gibt es nicht an unserem friedlichen Long Beach. Hoffentlich dürfen wir weiter dort baden gehen oder nur noch bekleidet ins Wasser, denn wer betritt schon einen Friedhof in Badehose?

Die Möven und die schwarzgefiederten Austernfischer, die Ureinwohner dieses Landes, nehmen es gelassen, sie schnäbeln ein wenig, holen sich eine Muschel, schlürfen sie aus, putzen den roten Schnabel im Sand und kühlen sich die Füße in den anrollenden Wellen. Über ihre eigene Beerdigung machen sie sich keine Gedanken. Es gibt Wichtigeres.

Seid herzlich gegrüßt
Euer Helme

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