Das Handy

Hallo Freunde,

KiKi hat uns (sie sich) ein Handy gekauft . Hamburger machen sich solch eine Anschaffung nicht leicht. Normalerweise gehen sie ein Dutzend mal um den Häuserblock, bevor sie sich zu solch einer Tat aufraffen. Da es in Russell keine Wohnblocks gibt, habe ich ihr eine Aufstellung über alle vorhandenen Kommunikationsmittel und ihre Vor- und Nachteile und die zu erwartenden Kosten aufgelistet. Hier ist mein Ergebnis:

Die Flaschenpost

Sie ist die preiswerteste Lösung, aber völlig ungeeignet für Eilbriefe. Von Nachteil ist auch die Umweltverschmutzung der Gewässer.

Die Brieftaube

Sieht hübsch aus, kann aber kein 400- seitiges Romanmanuskript ausliefern und ist sterblich. Der Unterhalt ist teuer: Taubenschlag, Futter und Tierarztkosten. Außerdem ein Bakterienüberträger. Brieftauben schittern aufs Dach und das Regenwasser spült es in unseren Trinkwassertank. Folge: Hörprobleme (Taubheit und Taubheitsgefühle im Alter in den Gliedern.) Der Name der Taube ist Programm.

Der Hausanschluss

Wunderbar altmodisch. Geringe Installationskosten. Funktioniert immer, auch bei Stromausfall. Bietet sicheren Abhörschutz, aber hat leider nur eine begrenzte Empfangsreichweite und eignet sich nicht, um Illustrationen zu verschicken.

Das Handy

Neues modisches Hörgerät, aber sehr teuer. Dafür bietet es unbegrenzte Möglichkeiten. Alle können gleichzeitig sprechen, schreiben, fotografieren, sich sehen und alles speichern. Man kann mit ihm rechnen, es beherrscht das große und das kleine Einmaleins. Man kann mit diesem Gerät ins Wasser fallen und bis zu 2m Tiefe weiter sprechen ohne Wasserschaden. Der nächtliche Toilettengang ist risikofrei, denn es spendet Licht in der Dunkelheit. (Leider eignet es sich noch nicht als Kaminanzünder.) Es gibt 1000 Computerspiele. (Jetzt muss ich unser schönes Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Spiel verkaufen.) Es gibt 27 Millionen Musikstücke und Songs (mehr Rapper-Lieder als Schubert jemals schaffte). Es sagt dir, in welchem Restaurant das preiswerteste Essen angeboten wird und wie der Kellner heißt. Mit so einem Ding kann man sich nicht mehr verlaufen. Theseus hätte  den Faden von Ariadne nicht gebraucht. Mit so einem Handy hätte er allein aus dem Labyrinth gefunden und die Prinzessin hätte ihm in der Zwischenzeit aus dem Wollknäuel einen warmen Pullover stricken können. Und Odysseus hätte sich seine Irrfahrten erspart und Homer viel Schreibarbeit, wenn er GPS gehabt hätte. Und Hänsel und Gretel wären nie zufällig bei der Hexe gelandet. Ich glaube, selbst im Himmel und in der Hölle gibt es Handys. Der einzige Unterschied ist, dass es in der Hölle keinen Internetanschluss gibt.

Meine Argumentation muss KiKi überzeugt haben. Sie hat so ein Gerät erworben. Jetzt ist sie bis Ende August nicht mehr ansprechbar, um sich mit allen Möglichkeiten vertraut zu machen. Ich male solange Männchen.

Seid herzlich gegrüßt
von Euerm Helme

 

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