Kinderbuchautoren
Autoren, die für Kinder schreiben, müssen wie Boxer stark im Nehmen sein. Sie müssen ertragen, immer wieder gefragt zu werden, ob sie außer Kinderbüchern auch richtige Bücher schreiben. Sie müssen absurde Kritiken erdulden wie: „So spricht kein Osterhase.“
Und sollten die Autoren in den Ring steigen, d.h. auf Lesereise gehen, müssen sie die Brutalität der Zuschauer aushalten können. Da wird laut gegähnt und geredet, wenn die Geschichte nicht fesselt. Da hört man erstaunte Kinder ihre Mütter fragen: „Der lebt ja noch!“
Und auf die Frage, ob die kleinen geneigten Leser sich einen Autor so vorgestellt haben, wie er leibhaftig vor ihnen steht, hört man: „Nicht so alt und nicht so dick!“
Die meisten Menschen glauben, man könne so etwas ertragen, wenn man die Kinder nur genug liebt. Beatrice Potter jedoch, die berühmte englische Schriftstellerin und Schöpferin von Peter Rabbit, wechselte die Straßenseite, wenn ihr ein Kind entgegenkam. Lewis Carroll, der Vater von Alice in Wonderland, liebte kleine Mädchen so sehr, dass er Tausende von Aktfotos von ihnen machte. Und Maurice Sendak, der Vater von den wilden Kerlen, ist schwul und duldet Kinder nur in seinen eigenen Büchern.
Ja, was treibt denn einen Menschen dazu, ein Buch zu schreiben? Sind Autoren Triebtäter, müssen sie schreiben, so wie Vögel singen müssen, Grillen zirpen, Bären brummen? Oder ist es ein Beruf wie jeder andere? Ich weiß es nicht. Was ich bedaure, ist die Tatsache, dass viele Autoren zuerst ein Kinderbuch schreiben wollen, bevor sie sich an einen Roman herantrauen. Der umgekehrte Weg wäre besser, zumindest für die Kinder.