Aus dem Nähkästchen

Hallo Freunde,

heute schreibt nicht Helme selber, sondern Kiki, seine Frau. Über ihn. Sie wird ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern:

Also, Helme ist ein froher, fröhlicher, smarter, gut aussehender, bärtiger, fantasiereicher, unterhaltsamer,  wissender, neugieriger, belesener, überall gern gesehener Mensch mit einem phänomenalen Gedächtnis für die Dinge, die ihn interessieren. Mit den ebenso wichtigen Banalitäten des Alltags hält er sich ungern bis gar nicht auf. Wehe, wenn es um Daten, Uhrzeiten, Verabredungen geht. Oder wenn er im Kühlschrank erfolglos die Butter sucht, die direkt vor seinen Augen liegt. Aber das ist ja nichts Neues, so sind Männer eben.

Für mich ist er ein nicht endender Quell für Informationen, Wissen, Humor, Freude. Jenseits des Alltags haben wir oft schöne Gespräche, auch Streitgespräche. Damit fing vor 45 Jahren unsere Liebe an. Anders als Ihr vielleicht denkt, bin ich nicht immer seiner Meinung. Und wenn es zum Beispiel um Elementarteilchen geht oder um das Gesetz der verbundenen Gefäße, überlasse ich ihm gern den Monolog und lausche gespannt, aber ziemlich ahnungslos. Dafür muss er dulden, dass ich seine Texte kritisch unter die Lupe nehme.  Da bin ich nicht zimperlich. Ein Freund, dessen Zeilen ich neulich redigierte, fragte Helme mit einem schrägen Blick: “Musst Du da etwa auch durch?” Zensur!

Manchmal lebt Helme in Wolkenkuckucksheim. Er wird nie ein Freund des Internets werden, obwohl es uns in diesen 2 Jahren gute Dienste geleistet hat. Nicht auszudenken, wenn das nicht möglich gewesen wäre. Aber Helme hat dazugelernt. E-Mails schreibt er heute mit links, kann sogar seine Kunstwerke selber scannen, ausdrucken und weiterschicken. Das ist doch schon mal was. Nur das Handy verschmäht er weiterhin. Wenn es klingelt, hält er es mir mit weit ausgestreckten Armen entgegen: “Es klingelt,” sagt er dann. Er will einfach nicht lernen, wo er drücken oder wischen muss. 

Ich las neulich, dass ein Künstler das Alleinsein braucht, um den „Stimmen der Engel lauschen zu können“, damit seine Arbeit wirklich gut wird. Nun weiß ich nicht, ob es die Engel sind, die Helme inspirieren, aber das Alleinsein braucht er. Jeden Morgen geht er nach dem Frühstück (das er übrigens neuerdings eigenhändig jeden Morgen für uns beide zubereitet, während ich noch im Bett die Mails und die Weltnachrichten wälze), voller Vorfreude durch den Garten in sein Studio. Er liebt sein Studio. Es ist für ihn ein Ort der Stille und Inspiration. Keine Musik, kein Telefon gibt es in diesen “heiligen Hallen”. Dann holt er Papier aus dem Schrank, nimmt einen Stift in die Hand und wartet.  Es dauert meist nur wenige Minuten, dann beginnt seine Hand wie ein Seismograph die Gedanken in Text oder Bild umzusetzen.  Darum beneide ich ihn. Er behauptet steif und fest, dass er jeden Morgen beim Aufwachen überzeugt ist, dass ihm heute nichts einfällt. Das ängstigt ihn und ist vielleicht seine Triebfeder. Am frühen Nachmittag kommt er dann zurück zu einem kleinen Imbiss und verkündet fast täglich: “Ich hatte gerade eine Idee.” So eine Überraschung! Wer hätte das gedacht? Seine Schubladen bersten vor vollendeten und geplanten Kunstwerken - geschrieben, gemalt, gezeichnet, skizziert. Ich erinnere mich an sein Curriculum Vitae, das so endet: “Ich hoffe, dass ich lang genug lebe, um all meine Pläne umsetzen zu können.”

Danach gehen wir golfen, schwimmen, garteln, einkaufen in Kerikeri, machen Besuche, kriegen Besuche, diskutieren, streiten und vertragen uns. Abends schauen wir uns gern einen Film an oder lesen, informieren uns durch Spiegel, SZ, FAZ, bei Bild nur über die Überschriften. Wir gehen selten vor Mitternacht schlafen und lesen noch eine Weile, bis uns die Augen zufallen. 

Wir lieben das Leben, mit und noch mehr ohne Covid. Ende April haben wir nach über 2 Jahren einen Flug nach Europa gebucht. Das wird wieder eine neue Erfahrung und eine neue Geschichte.

Seid auch von mir herzlich gegrüßt
Eure KiKi mit Helme

 

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