
Musikfreunde
Hallo Freunde,
heute ist etwas Seltsames passiert. Auf Druck von KiKi musste ich mein Studio aufräumen. Mit Besen und Staubsauger bewaffnet, machte ich mich an die ungeliebte Arbeit, unterstützt von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach und Cecilia Bartoli, die das Rauschen des Dyson zu übertönen versuchten.
Plötzlich trippelte eine Wachtelfamilie vorbei. Wie immer in Eile, denn Wachteln haben zahllose Feinde. An der offenen Studiotür hielten sie inne und tschilpten leise und aufgeregt. Bis einer von ihnen sich aus dem Trupp löste und auf der Türschwelle Platz nahm. Es dauerte nicht lange, da setzten sich die anderen drei dazu und lauschten dem Staubsauger - oder der klassischen Musik?
Um das herauszufinden, schaltete ich den Dyson aus. Es schien sie nicht zu irritieren, denn sie hockten eine weitere Minute zusammen und schienen der Musik zu lauschen. Für eine Wachtel ist eine Minute stillzusitzen eine Ewigkeit!
Als materialistisch geprägter Mitteleuropäer suchte ich nach einer Erklärung. Hier sind drei Möglichkeiten zur Auswahl:
1. Wäre ich ein gläubiger Hindu, drängte sich mir der Gedanke der Wiedergeburt auf. Ergo wäre der erste Wachtelmann Herbert von Karajan in Begleitung dreier Orchestermitglieder der Berliner Philharmoniker.
2. Als Gärtner glaube ich fest daran, dass man mit den Pflanzen reden kann. Warum sollten nicht auch Tiere Musik wahrnehmen? (Darwin fällt mir ein, der einst einen Regenwurm in einen Blumentopf, gefüllt mit Erde, auf sein Klavier setzte, um herauszufinden, ob diese kleinen Erdenwürmer auf Schallwellen reagieren.)
3. Die prosaische Lösung. Ich persönlich halte es für möglich, dass die erste Wachtel einen Wadenkrampf vom vielen Trippeln bekam und sich auf meiner Türschwelle ausruhte. Seine Frau und die beiden Kinder blieben in der Nähe.
Das wär’s mal wieder aus dem verschlafenen Russell.
Seid herzlich gegrüßt
Euer Helme